Ahnungsvoll [2]

Habe ich bestimmt schon mal gepostet, aber heute habe ich das Folgende entdeckt:

Die Magnettafel beschrifte ich normalerweise gegen Mittag mit der aktuellen Zahl und kleinen Hinweisen – das war die Tafel von gestern. In den EXIF der Cam steht übrigens das Datum von Morgen – muss ich noch mal bei. Und irgendjemand (Sr Anita grinst, sagt aber kein Ton) schrieb da jetzt tatsächlich OK drunter. Sind die nicht Klasse hier?

Und jedenfalls dachte ich, dass das ’ne gute Idee wäre, nach mehr als 3 1/2 Monaten, 2544 Stunden, etwa 300 Mahlzeiten, gut 70 bis 100 Spritzen, etwa 800 Tabletten, zwei Muskelkrämpfen, diese Ausgabe aus 2007 noch mal anzubieten:

© by Alfred Lohmann:

† In vielen Religionen ist der Tod nur der Beginn einer Reise, manchmal überhaupt erst der Beginn von etwas Großartigem. Besser als das Leben. In der griechischen Mythologie wird die Reise am deutlichsten: Seelen, deren Körper begraben wurden, konnten – hatten sie beim Begräbnis eine Münze als „Fahrgeld“ unter die Zunge gelegt bekommen – vom Fährmann Charon über den Fluß Styx, der die Ober- von der Unterwelt trennte, in den Hades gebracht werden, wo sie von nun an als scheue Schatten existierten. Hä?

[hidepost]

† † Gut, noch mal langsam. Die Griechen glaubten, dass es eine Unterwelt gab, die einerseits Hades („der Unsichtbare“) hieß und an-dererseits von Hades, dem Gott, beherrscht wurde. Grundsätzlich kam jeder verstorbene – ob gut oder böse – in den Hades. Nur ganz wenige ausgewählte Sterbliche wurden vergöttlicht und lebten von da an auf dem Olymp. Den Hades betreten durften ausschließlich Verstorbene, die den Riten entsprechend beerdigt wurden. Sie wurden von Charon, dem Fährmann des Hades, von der Ober- in die Unterwelt gefahren. Und zwar über den Fluss Styx, der den Hades neun mal umschlang. Deshalb bekamen Verstorbene in Griechenland eine Münze unter die Zunge geschoben: Sie war für Charon bestimmt, damit er den Toten die Ãœberfahrt gewährte. Der Hades war kein schöner Ort, eher vergleichbar mit der christlichen Hölle. Allerdings gab es für die wirklich bösen Sterblichen auch wirklich böse Strafen.Noch im alten Judentum galt der Glaube, dass es nach dem Tod kein Weiterleben mit Gott gäbe. Stattdessen würden die Verstorbenen in eine Schattenwelt übergehen. Erst später kristallisierte sich eine Ãœberzeugung heraus, dass es nach dem Tod auch ein Weiterleben mit Gott geben kann. Auch die Reinkarnation spielt bei den orthodoxen Juden eine Rolle.

† † † Während das Christentum Sünder mit der Hölle bestrafte, und die, die an Gott glaubten und ihm dienten und frei von Fehlern waren, mit dem Himmel belohnte, sah Martin Luther in seiner protestantischen Lehre as völlig anders: Seiner Meinung nach verdiente man sich den Platz m Himmel nicht, man bekam ihn aus Liebe von Gott geschenkt. Für die Buddhisten glaubte Buddha Siddhartha Gautama an die hinduistische Form der Wiedergeburt: Man wurde so lange wiedergeboren, wie man sich ans Leben klammerte und Leidenschaften jeglicher Art entwickelte. Denn das Leben war mit Leid verbunden, und so sehnte sich jeder Buddhist nach dem Nirvana, dem Zustand, in dem keine Wiedergeburt mehr möglich war. Und den rreichte man nur dadurch, dass man gelassen lebte, sich von der Leidenschaft trennte. Anders die Zen-Buddhisten. Für ie gibt es Leben und Tod nur als zwei gleichberechtigte Konzepte, ist der Tod ein Aspekt des Lebens. Es werden keine Strafen verhängt, es gibt nichts zu erreichen – wahrscheinlich allein in der Vorstellung die Hölle für fromme Christen …

† † † † Wer lebt, stirbt, und das ist ausschließlich eine Änderung des Konzepts. Im Islam ist die Zeit nach dem Leben eher noch bedeutender. Das Leben ist hier nur die Vorstufe zu der wahren Existenz. Mehr noch: Der Tod ist die Befreiung vom Leben. Ähnlich sahen das die alten Ägypter. Für sie war der Tod nur der Ãœbergang zu der Existenz nach dem Leben. Und dort war es wahrhaftig, dort war es wichtig, dort erlangte man Ansehen. Deshalb gab man den Toten Grabgeschenke mit auf den Weg. Wenn man sich die Religionen und ihre Aussichten für das Leben nach dem Tod ansieht, könnte man auf die Idee kommen, dass – außer im Zen-Buddhismus – der Tod nicht etwa das Ende des Lebens bedeutet, sondern vor allem das Ende einer Reise zu einem Ziel. Ist es das?

† † † † † Ist das Leben mit all seinen Fallstricken, all der Liebe, den anderen Gefühlen und den vielen Staffeln von Marienhof, Wege ins Glück und GZSZ nur die Reise? Und das langsame Verwesen in Blech- oder Holzboxen dann der eigentliche Sinn? Welcher Gott denkt sich sowas aus? Ich kann das nicht glauben, zum Glück. Notiz 03.05.2009: Mittlerweile denke ich genau das. Und am Ende geht das Licht aus und bleibt aus. Punkt.[/hidepost]

Die ganze Ausgabe als PDF: [ » [download id=“8″] Downloads | Thematisch ist das Ganze mit „Unterwegs“ zusammengefasst, nicht nur in Hinblick auf den Tod.

6 Reaktionen zu “Ahnungsvoll [2]”

  1. phager

    tja. damals hat man für eine münze echt noch leistung bekommen. heute müsste das schon das eine oder andere scheinchen sein und wie das nach kürze aussehen würde und ob das der fährmann dann noch haben wollte, ist fraglich.
    erinnert mich jetzt an die kohlefrauen auf haiti … das sind ganz arme weiblein, die jeden tag auf dem rücken einen korb kohle zum markt bringen. die sind über und über und durch und durch kohlrabenschwarz. nicht nur von natur aus, sondern auch, weil sie ihr ganzes leben im kohlestaub verbringen und sich eigentlich nie waschen. die stehen in den dunkelsten ecken vom markt oder in der nähe vom markt, weil sie in der sozialen rangordnung ganz unten stehen. und weil sie innerhalb ihrer gesellschaft eben ganz unten stehen und man ihnen nicht vertraut, dürfen sie keine taschen in und an ihrere kleidung haben. wenn sie also ihre kohle verkaufen und mit geldscheinen bezahlt werden, bleibt ihnen nichts übrig, als sich diesen in den mund zu stecken. da haben sie den schein dann, bis sie abends zuhause sind und ihn abgeben. man kann sich vorstellen, wie das geld dann aussieht. das ist nicht erfunden, ich habe es selbst gesehen und unser „reiseleiter“ hat uns immer wieder daran erinnert, dass wir uns die hände waschen sollen, wenn wir mit geld zu tun hatten. so wie die scheine da aussehen, hatte er wohl recht. ich habe mir damals nach dem urlaub einen aufgehoben und behalten. unbeschreiblich. ein ausgebleichter, weicher lappen, auf dem fast nichts mehr zu erkennen ist, mit ausgefransten rändern …

    ich schweife ab …

    ————————-

    HUCH! das gilt nicht! während ich meine einlassung geschrieben habe, wurde der beitrag komplett überarbeitet!?

  2. phager

    hmja … das ist es auch, was ICH „glaube“.
    licht aus und punkt.

    wovon hängt es ab, wofür sich jeder einzelne entscheidet? sicher nur davon, wie sein umfeld orientiert ist, oder? und WANN fällt diese „entscheidung“. ich denke, die bekommt man schon in die windeln gelegt. da gehört sie wahrscheinlich auch hin … basiert ja alles nur auf verdacht. vielleicht wartet da wirklich nichts. vielleicht auch eine riesen überraschung. auf jeden fall bin ich (persönlich und für mich) sicher, dass es nichts böses gibt. warum? keine ahnung. weil es keinen sinn ergäbe?

  3. phager

    oha … da stand „alles lesen“ … ups-hihi … :^)))

  4. Alfried

    Und wozu gibt es dann wiederum das Gute? Ich meine: es gibt + und -, hoch und tief … wir hätten ja dann keine Worte für Gut und böse, nein?

  5. phager

    ich denke, der ganze böskram wurde nur von der jeweils zuständigen obrigkeit erfunden, um das gemeine fußvolk im zaum zu halten und mit subtilem nachdruck zum spuren zu animieren. „böses“ ist nämlich prinzipiell und immer von menschenhand gemacht. erzähl mir mal von EINEM fall, wo irgendwas „böses“ auftauchte. hat jemals jemand tatsächlich das monster von unterm bett gesehen? oder das aus dem schrank? ich kenne keinen.

    und: nicht überall gibt es ein + zum – und umgekehrt. das ist nur so ein menschliches bedürfnis, ordnung in den datenwust zu bringen, der das ganze leben lang auf uns einströmt. also – bei mir jetzt nicht. bei mir als bhs darf das ruhig alles durcheinanderkullern. aber viele menschen müssen dinge sortieren und zuordnen, damit sie kontrollierbar und verständlich bleiben/werden.

    das „gute“ … was ist denn das, bitte? sind doch alles nur dinge, die (mehr oder minder) passieren oder getan werden und von uns als „gut“ einsortiert werden, weil sie uns in den kram passen. relativ relativ also.

    wie dem auch sei: das „gute“ widerfährt uns und wir sollten es schätzen und uns daran erfreuen, egal, aus welcher gießkanne es eben geregnet kommt. manchmal fällt uns aber auch ein dachziegel auf den kopf. das ist dann was ganz böses, besonders, wenn er mit vorsatz auf uns heruntergeschubst wurde und wenn er unschuldige trifft. ich sehe das aber nicht als manifestation des „bösen“ sondern einfach als pech, unglückliche verkettung von umständen, oder bosheit – DIESE gibt es sehr wohl. lässt sich aber ganz eindeutig menschlicher quelle zuordnen.

    basta. oder?

  6. nico

    Ich hab das „warum“ aus meinem Wortschatz gestrichen. Ich bevorzuge nun „Wozu ist es gut?“ In meinen Augen ist alle zu irgendetwas gut.
    Ja, ich mit meiner positiven Grundeinstellung …

    Dennoch hat es mich letztes Jahr auf … beinahe unter … die Bretter befördert. Meine Auszeit gab mir Luft zum Atmen und Nachdenken. Und eine Anregung kam von dir Alf. Deine aktuelle Lage bewirkte eine andere Sicht auf die Dinge meines Lebens.
    Vieles von dem, was ich dir im Mai vor und nach der OP sagte … es war auch für meine eigene Nase.

    Wie es nun immer bei dir ausgeht, welche dunklen Wolken da schweben, sich vielleicht auch verziehen: Du und ich werden beide unsere restliche Zeit ausgiebig genießen und gestalten.
    Nur schade, dass diese Zeitspannen vermutlich unterschiedlich lang sein werden.

    So wie die Minute und die Umstände der Geburt (der erste Auftritt) vorgegeben ist, so ist es auch die des Abgangs. Und wenn die Vorstellung dazwischen ausgefüllt, erheiternd, liebevoll … war, dann gibt es für den Hauptdarsteller der Vorstellung „Leben“ tosenden Applaus.
    Vielleicht auch Groupies, Blumen, Fanscharen … 😉

    Hab dich lieb. Egal, was irgendein Gott auf seiner Wolke als nächste Szene für uns/dich/mich bereit hält.