Archiv der Kategorie ‘Nicht gut‘

† Aus dem Hospiz [2]

Sonntag, den 19. April 2009

Noch mal Frau T. – diesmal etwas ernster.

So richtig realisieren will sie anscheinend nicht, dass sie aus dem selben Grund hier ist wie ich: Zum Sterben. No way out. FrĂĽher oder später. Fakt. Jetzt glaubt sie anscheinend, dem Ganzen durch einen Ortswechsel entgehen zu können – sie zieht hier aus und wieder zurĂĽck nach Hause. Irre kompliziert finde ich, weil sie so vieles jetzt wieder selbst organisieren musste und muss.

Ihre Hoffnung ist, Zuhause wieder zu Kräften zu kommen und vielleicht durch ein Wunder … Sei ihr gegönnt. Von Herzen. Allein: Glauben kann ich, nachdem ich so oft jetzt mit ihr gesprochen habe, glauben kann ich daran nicht. Montag geht sie. Alles Gute.

Keine Berichte mehr

Sonntag, den 19. April 2009

Vielleicht ist das ein Zufall, vielleicht nicht – jedenfalls kommen die Besucher aus dem direkten Umfeld nicht mehr, seit ich die Tagesberichte mache.

Also mach ich keine mehr.

Tag 91 [ Shit – Dreck – Mist ]

Sonntag, den 19. April 2009

Kaum wach, fängt der Tag an mit Schwindelanfällen, so setzt der sich fort. Kann mich kaum konzentrieren und verhalte mich wie ein Idiot gegenüber allen.

Wirklich allen. Punkt.

Tag 89 [ Lauf, Junge, Lauf! ]

Donnerstag, den 16. April 2009

Irgendwann bekomme ich eine (waren so viele, dass ich mich grad nicht entsinne, welche das war) schlechte Nachricht in den vergangenen Monaten, habe mein MP3-Handy im Ohr, laufe eine sonnige Straße lang und höre das, schrecklich laut und beinahe höhnisch (die Welt gehört dir und der Rest deines Lebens beginnt):

Heute also:MĂĽde, aber unterwegs. Alles soweit im grĂĽnen Bereich mit Schwindelanfällen, Irritationen und dieser Wachsamkeit, ob vielleicht doch ein Muskelkrampf … ? Sehen Sie, Doc? Nix mehr mit irgendwem was vormachen wollen.

Und noch was fĂĽr Sr. Sybille: Dankeschön. Das kurze Gespräch an der TĂĽr hat mir die Sorge genommen, mich aus dem Haus rollieren zu lassen. Sie haben Recht: Mir kann ja im Prinzip und – ja – nichts passieren. Das ist ja genau wie hier drinnen: auf den Boden setzen, abwarten, sammeln – und hoch den Hintern. Danke 🙂

Tag 86 [ Nachschlag ]

Montag, den 13. April 2009

Stell dir vor, jemand kommt in deine Wohnung, putzt, räumt auf, und am Ende stehen deine Möbel woanders und das, was du weggeräumt hast, damit es nicht im Weg steht, liegt irgendwo vermeintlich besser untergebracht, herum. Dann ärgerst du dich und räumst das wieder richtig.

Stell dir vor, das ist nicht deine Wohnung, sondern nur ein Zimmer in einem Hospiz, in dem du mit einem Rollstuhl manövrieren musst und mit körperlichen Handicaps wie: links nicht richtig sehen können, Schwindelanfällen, wegknickenden Beinen zu kämpfen hast. Dann stolperst du im schlimmsten Fall und legst dich lang, oder schmeiĂźt Sachen auf den Boden, weil der Rolli sich verhakt. Beim Angeln danach und beim Weg freiräumen kommst du gefährlich in Schieflage …

[hidepost] Also, liebe Leute und Pflegeteam: Nicht tun. Nicht nochmal. Das hat mich heute drei mal AdrenalinschĂĽbe vom Feinsten und fast eine ganze Stunde Arbeit gekostet.[/hidepost]

Kein Umstellen der Sitzmöbel mehr, kein Wegpacken meiner Schuhe, Hygieneartikel, Decken, Klamotten und Kartons, ohne mich zu fragen, bitte. Ich hab noch was vor und will nicht wegen sowas mir den Schädel brechen müssen. Danke 🙂