Heyes für die Tonne

Seit 1994 ist der Schiefbahner Josef Heyes Bürgermeister (CDU) der Stadt Willich, die wiederum eine „eher funktionale Stadt ohne eine große Anzahl Sehenswürdigkeiten“ (wikipedia) ist. Heyes war von 1994 bis 1999 als ehrenamtlicher Bürgermeister eher repräsentativ tätig, ab 1999 dann als hauptamtlicher Bürgermeister lenkend.

Das störte die Entwicklung Willichs bislang nur wenig, Skandale gibt es keine zu berichten; bemerkenswerte Kleinigkeiten mit versenkbaren Sperrpoldern, eine zumindest fragwürdige Treue zum Fachbereich 2 (Natur und Lebensraum) unter der Leitung von Martina Stall, deren experimentelle Verkehrs- und damit Stadtplanung bei den Bürgern mitunter neben Erheiterung auch für echten Frust und Ärger sorgt(e); Irritationen verursachenden Grundstückseigentumsverhältnssen entlang einer Umgehungsstraße; kurz: typischer Kleinstadtmief ohne schlimme Auswirkungen.

Josef Heyes beim Interview mit mir während des Schiefbahner Maifest 2005.
(Foto: Archiv Alfred Lohmann)

Heyes hat ein eher positives Gemüt, scheint bemüht und engagiert in dem, was er tut, ist katholisch, ist (ehrenamtlicher) erster Vorsitzender des Aktion und Mission Leprahilfe Schiefbahn e.V., und unterhält anscheinend gute Kontakte zu den rund um und in Willich ansässigen japanischen Kultur- und Businessverbindungen.

Umso mehr verwundert, dass ebenjener Heyes als Porträt auf den Deckeln der neuen blauen Altpapiertonnen erscheint. Was bedeutet das? Wer hat das ausgeheckt? Lautet die Botschaft „Heyes gehört in die Tonne?“ Oder ist das eher die Vorbereitung des politischen Gegners auf die Kommunalwahl am 30.10.2009? Wird Josef Heyes Opfer der nie ganz verstummten, aber leisen und nicht ganz greifbaren Vorwürfe, er habe die Stadtverwaltung nicht im Griff (Papiertiger)?

Ist das eine Art mutige Solidaritätsbekundung mit dem auch in Willich beheimateten „White Trash“ (wozu ich ja bei objektiver Betrachtung ebenfalls zähle) (erst Link lesen, dann aufregen, dann neue Hose anziehen), den es aber laut lokaler Politik gar nicht geben kann, weil es ihn in unserer lauschigen Bettenburg für Düsseldorf und das Umland gar nicht geben darf? Angeblich, und natürlich schwer zu bestätigen und irgendwie nicht unbedingt vorstellbar, tut man sich seitens der Kommune darum etwas schwerer damit, sich mit der Existenz der „Willicher Tafel“ zu abzufinden und dieses Angebot mit allem Herzblut zu unterstützen.

„Fast 400 Haushalte (dies sind 990 Personen, davon 400 Kinder) holen sich regelmäßig bei den vier Ausgabestellen der Willicher Tafel Lebensmittel ab“ (Extra Tipp Willich vom 14.12.2008)

Man könnte das – so man bösartig sein will – selbstkritisch als eigenes Versagen interpretieren und sich sorgen, dass die Bürger das genau so sehen. Angesichts einer Wirtschaftskrise, nicht durchdachten und immer wieder zu korrigierenden Konzepten wie „Hartz IV“ und einer entsprechend lausigen Bundesregierung wäre das allerdings eher unfair.

Was also soll uns das lächelnde Porträt unseres furchtlosen Anführers vermitteln? Was ist die Story dahinter? Und wieso hat die JU (die Aktionen fährt wie „Jupp (=Josef) und Juut“ das nicht verhindert? Oder ist das Teil einer neuen Kampagne „Jupp mot drop (Josef muss drauf)?“ Will man als Führungspersönlichkeit wirklich mit so einem Motiv assoziiert werden?

Josef auf der Tonne (Foto: Alfred Lohmann)

So viele Fragen …

2 Reaktionen zu “Heyes für die Tonne”

  1. OpaRolf

    Herrlich,
    das sind die herrlich bissigen, ironischen und gut recherchierten Artikel von dir, die ich so liebe. Schade,das man so etwas nur hier liest – so etwas gehört ins Willicher Käsblättchen. Aber das wird wohl immer ein Wunschtraum bleiben – denn als Willicher Lokalredakteur wäre so ein Bericht wie Blasphemie und würde mit sofortigem Besuch beim Exorzisten enden.
    Schön, das Du mal wieder „einen etwas andere Art“ von Lokaljournalismus verfasst hast.

  2. Alfred Lohmann

    Danke, Rolf.Hat auch endlich wieder Spaß gemacht, weil meine Tippfinger wenigstens zu 40% funktioniert haben 🙂